„Boris Godunov“ ist nicht nur die berühmteste und meistaufgeführte Oper Mussorgskys, sondern auch des russischen Musikdramas insgesamt. Die aus sieben Bildern bestehende Urfassung, die am Gran Teatre del Liceu in Barcelona im Herbst 2004 aufgeführt und aufgezeichnet wurde, schuf der damals erst 30-jährige Komponist in den Jahren 1868/69. Das Werk beschreibt das Schicksal eines Mannes auf dem Höhepunkt seiner Macht: als russischer Zar und Erbe Iwan des Schrecklichen. Willy Deckers Inszenierung setzt auf zwei Elemente: den Zaren-Thron als Symbol der Macht und die Figur des Zarewitsch selbst als Verkörperung der Schuld. Durch das zeitlose Bühnenbild, die nüchterne Ausstattung und die schlichten Kostüme soll der Zuschauer das Stück nicht als historische Geschichte begreifen, sondern dessen universelle Bedeutung erfassen.